Montag, 18. Februar 2013

Der erste neue Platz

Lieber Andreas,

seit dem Wochenende hast Du nun den ersten neuen Platz bekommen. Ich sage bewusst "seit dem Wochenende", denn ich habe Samstags die Schaf-Tasse vom kleinen Tischle nun in den Geschirrschrank gestellt. Gestern habe ich dann das kleine Tischle vom "Ort, wo ich (abends) trauern kann" zu einem "Ort der schönen Erinnerungen" umgestaltet. Trauern geht sowieso mehr oder weniger überall und zu jeder Zeit. Und vor allem ist das Trauern nicht berechenbar... es "geht" nicht.... es "passiert" einfach. Ich bin mir sicher, dass ich es auch ohne diesen "Ort der gezielten Trauer" nicht verdrängen werde, sondern mir alles ansehe, was da so kommen mag.

Am "Ort der schönen Erinnerungen" steht nun Deine Rassel, das wunderbare FuckIt!-Buch und Volkers Engel. Dazu fröhliche Kerzen und Frühlingsblumen. Ich habe auch DEN Brief dazugestellt, denn der Brief und alles rund um den Brief sind ebenfalls schöne Erinnerungen. Ganz frische Erinnerungen, ganz neue Erinnerungen. Erinnerungen danach, seit Du Dich am 26.10.2012 entschieden hast, freiwillig und selbstbestimmt Dein Leben hier, so wie wir es kennen, zu Ende zu führen. Ich bin mir sicher, Du bist einverstanden damit - das spüre ich.
Heute morgen habe ich die Schaftasse sogar für meinen Morgenkaffee verwendet.... und ich habe an Dich denken müssen, aber es war gerade keine Trauer, keine Wehmut mehr. Es war Dankbarkeit, dass Du da warst, dass wir uns kennen lernen durften. Das wir die Zeit hatten, die für uns bestimmt war. Und auch Dankbarkeit, dass ich nun lernen darf, dass mein Leben weitergeht. Und dass es bunt und wunderbar sein darf.

Danke für alles, was ich von Dir lernen durfte!

C.

3 Kommentare:

  1. es ist schön, das zu lesen, deine M

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  2. liebe grenztänzerin

    es ist schön, die dankbarkeit zu spüren, auch gerade in deinen worten, die einen weiterhin mit dem verstorbenen und geliebten menschen verbindet und mit all dem schönen, das man gemeinsam erlebt hat. schön auch, wenn die dankbarkeit die trauer/bitterkeit/wehmut überstrahlt.

    ich fühle mich öfters bitter und wehmütig als dankbar. irgendwie ringe ich immer noch um den "richtigen platz" für meine erinnerungen, sowohl in meinem inneren als auch im äusseren. und ich ringe auch darum, _alle_ gefühle zuzulassen, die eben so kommen. ich konnte aus deinen worten einiges für mich herauslesen, danke dafür...

    lieber gruss

    anne/planet112

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  3. Liebe Anne,

    es tut mir leid, dass ich jetzt erst antworte... ich war ziemlich beschäftigt mit mir und der Trauer in letzter Zeit. Auch ich habe diese Momente und Phasen der Bitterkeit. Ich versuche, mir immer wieder zu sagen, dass Trauer Zeit braucht, dass es ein Prozess ist, dass ich Geduld mit mir haben darf. Und trotzdem beuteln mich die Gefühle immer wieder einmal mächtig.

    Ich danke Dir für Deine lieben Zeilen und fühle mich ein wenig froh, wenn Du ein wenig aus meinen Zeilen herauslesen konntest. Ich denke, das Gedanken und Gefühle teilen... auch wenn es unbekannterweise passiert... das hilft weiter. Auch mir. Und deshalb herzlichen Dank an Dich. Und ganz viel Kraft für Deinen weiteren Weg!

    Grenztänzerin

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