Dienstag, 12. März 2013

Expedition ins ewige Eis

Ich habe mich von einer weisen Frau beraten lassen, weil mich Andreas' Tod doch sehr durcheinander würfelt(e). Sie zeichnete mit mir folgendes Bild in Gedanken:

"Stellen Sie sich vor, Sie haben vor, zu einer Expedition ins ewige Eis aufzubrechen - am besten als einer der ersten Menschen, die das gewagt haben, wie etwa Roald Amundsen. Das bedarf einer langen Planung. Viele Dinge wollen bedacht werden, Ausrüstungsgegenstände, die Reise an sich, Zelte die vorher "abgebrochen" werden müssen. Denn so eine Expedition ins ewige Eis ist keine All-Inclusive-Urlaubsreise.
Irgendwann steht dieser Entschluss, diese Expedition zu machen. Alle Gedanken werden darauf ausgerichtet. Es ist ein Prozess; das passiert nicht "von heute auf morgen". Und manchmal ist es sogar hilfreich, wenn im Umfeld auch noch passende Dinge passieren.... z.B. dass die Wohnung gekündigt wird, die man sonst kündigen würde. Dass der Partner sich trennt. Den man sonst zurücklassen müsste. Man bricht schließlich zu einer langen Expedition ins Ungewisse auf.
Der Fokus liegt nur noch auf dem Ziel... am Pol, im ewigen Eis anzukommen. Die Gedanken daran machen schon auf eine gewisse Weise zufrieden, das letztendliche Ankommen dort macht erst recht glücklich."

Wenn ich seine Entscheidung so betrachte, so fällt mir das um einiges leichter. Das Akzeptieren. Die vielen kleinen Schritte davor, die passiert sind. Schon während der Partnerschaft. Es war sein Planungsprozess. Und dieser überlagerte sich mit meinem Anschiednehmen - von der Partnerschaft. Auch ein Prozess. Das muss wunderbar für ihn gepasst haben.

Ich darf lernen zu akzeptieren, dass ich beteiligt war, aber nicht schuldig.
Ich darf lernen, wieder bei mir zu sein.
Ich darf Andreas einen Platz in meinem Erinnerungsraum geben; der Platz für ihn in meinem Beziehungsraum ist längst Vergangenheit.
Ich darf lernen, dass das nicht Vergessen heisst, sondern ein Andenken zu bewahren. Ein passendes, ehrendes und respektvolles Andenken.

Es heisst Respekt vor der gemeinsamen, vergangenen Zeit.
Respekt vor seiner Entscheidung für immer von dieser Welt zu gehen.
Respekt vor meiner Entscheidung, aus der Partnerschaft zu gehen.
Respekt vor meinem Leben.

Es heisst auch, dass ich damit wieder ein Stück mehr bei mir angekommen bin. Arbeit an mir steht nun bevor.
Es bleibt spannend - und ich möchte das Leben mit all seinen Facetten annehmen.... bunt und lebendig.... leben mit jedem Atemzug.

Freitag, 1. März 2013

Lebenswert #5

Wo Chaos ist, da ist auch Leben... in diesem Sinne ein paar spontane Wochenimpressionen vor dem zu Bett gehen...
  • frische Tulpen für mich (endlich kann ich das einfach so)
  • im türkischen Supermarkt bummeln
  • einen "ganz normalen Abend" haben.... mit der Aussicht auf gemeinsam Einschlafen
  • lecker Tortilla aus dem Ofen - ganz spontan
  • einen wunderbaren gemeinsamen Morgen erleben... trotz Terminen und "Alltag"
  • ein Hundespaziergang
  • gute Gespräche bei Tee
  • das Leben teilen dürfen
  • Physik (zumindest ansatzweise) verstehen... wer hätte das gedacht :)