Sonntag, 14. Juli 2013

Bergerlebnis

  • zu zweit in den Tag starten... mehr "zu zweit" geht gar nicht
  • Meinungsverschiedenheit, wie sie auch dazu gehört
  • loslaufen, lange laufen, hoch laufen, gemeinsam laufen
  • oben angekommen Ausblick geniessen und etwas für den Magen haben
  • Käse von Schmutz befreien
  • über Felsen zum ersten Gipfelkreuz - Kühe immer im Blick
  • weiter in Ruhe laufen, die Landschaft und das gemeinsame Wandern genießen dürfen
  • Wiesenrast mit gemeinsam geschnippeltem und hochgetragenem Gemüse
  • eincremen und weiterlaufen... wir merken beide langsam die Beine
  • über den vermeintlich zweiten Gipfel zum wirklich zweiten Gipfel, so richtig mit Felsen und Gipfelkreuz - weiter oben geht heute nicht
  • Gipfelrast, Gipfelfoto... und Gipfelehrlichkeit (und kurze Gipfelwut - wie Du mir später sagst)
  • (und eine Gipfelspinne ;-))
  • zusammen gen Tal... ob wir hier wirklich richtig sind... mit Kung-Fu-Zius geht auf jeden Fall alles besser
  • und zwischen drin gibt es eineinhalb Doppelkekse
  • über Kuhwiesen vorbei an ungezählten Kühen auf zur letzten Rast mit lecker Hollerschorle und einem verrückten Hund
  • davor: den ersten Schluck Bergbachwasser meines Lebens aus Deiner Flasche... in diesem Moment hätte für mich die Welt gerne einen Moment still stehen können... zusammen mit Dir
  • zurück auf "flachen" Wegen ab ins Tal
  • erschreckt von Autos
  • vorbei an wilden, halbwüchsigen Kälbchen und allerlei Glockenkühen
  • es dauert zwar länger als wir dachten, aber wir kommen gut an und geniessen auf dem Weg zurück noch den roten Sonnenball
  • ein kurzer Zwischenstopp für Power im Tank - und Du sorgst für meinen Durchblick :-)
  • ein letzter kurzer Abstecher um uns noch etwas Kulinarisches zu gönnen
  • den Schweiss und die Sonnencreme des Tages abduschen
  • essen, liegen... und glücklich nahe bei Dir einschlafen

DANKE für diesen wunderbaren Tag!

Dienstag, 14. Mai 2013

Mein Leben entrümpeln

Schon ein paar Mal bin ich in diesem Jahr durch die Wohnung, mit einer kleinen Kiste oder dem Mülleimer. Und habe mir ein kleines Eck vorgenommen um alten Muff zu entfernen, Ungeliebtes, Unwichtiges oder Überflüssiges wegzuwerfen. Oder manchmal auch erst in der Kiste in den Keller zu stellen für eine Weile... sehen, ob ich es vermisse (so manches Kleidungsstück zum Beispiel).
Das meiste flog aber direkt raus und das war gut so. Das schafft Platz für Wichtiges, für Geliebtes. Das schafft Raum für Neues.


Heute lief es so richtig gut, einfach so, ganz spontan, ungeplant, und sogar aus einer eher gedrückten Stimmung heraus: ich habe meine Kindheitskuscheltiere entsorgt. In einen Container, sodass vielleicht andere Kinder noch eine Freude daran haben.... und damit das kleine Mädchen in mir wenigstens den Frieden hat, dass sie nicht im Müll landen.
Nur ganz wenige habe ich behalten. Bei den anderen war mir sehr wichtig, dass ich sie sofort zum Container trug. Ich will nicht mehr zuerst an schlechte Dinge denken, an das Wehmütige, wenn ich sie sehe. Ich will die guten Dinge in meinem Herzen behalten! Ich will nicht mehr, dass sich ein innerer Teil von mir an etwas festhaftet, das Vergangen ist. Ich will diesem Teil das geben, was er braucht und was ich ihm jetzt auch geben kann - weil ich erwachsen bin.
Ich will Frieden, ich will Freiheit, ich will Leichtigkeit.
Dazu passt kein Ballast allüberall sichtbar in der Wohnung - oder schlummernd im Keller.


Das nächste Projekt wird sein: Ausprobieren und mehr auf meinen Körper achten. In kleinen Schritten. Dazu mehr in ein paar Tagen.

Dienstag, 7. Mai 2013

Brauchen oder Wollen?

Brauche ich etwas nur? Oder will ich es wirklich?
Brauche ich jemanden nur? Oder will ich diesen Menschen wirklich?

Das waren die Fragen, die mir so "justamente" durch den Kopf schossen, nachdem ich mal wieder abendefüllend, wochenlang, immer wieder dieses Thema in meinem Kopf wälzte.... bisher recht ergebnislos... dieses mir wirklich wichtige, doch vielschichtige, komplexe Thema: Partnerschaft.

Brauche ich meinen Partner nur, oder will ich ihn? Braucht er mich nur, oder will er mich?

Nun, für meine jetzige Partnerschaft kann ich beide Fragen eindeutig mit "wollen" beantworten. Ich will ihn! Und vor allem: er will mich! Und das ist wirklich wunderbar!

Jetzt muss ich das nur noch meinem kleinen, inneren Kind beibringen, dass das über Jahre, ja schon nahezu Jahrzehnte anders gelernt, anders gelebt hat. "Nur" noch....

Samstag, 13. April 2013

Lebenswert #6

Soviel ist passiert im letzten Monat. Vieles, vieles Schönes. Heute, am ersten richtig sonnigen Frühlingstag hier in der Gegend, ist der richtige Zeitpunkt, mal wieder eine kleine Liste "Lebenswert" zu veröffentlichen.
  • der erste, richtig dolle sonnige Frühlingstag
  • einen selbst bepflanzten Kräuterkasten auf dem Küchenfensterbrett
  • Wohnung umräumen und dabei Frühjahrsputzen.... weil es gerade in diesem Moment gut tut
  • spontan bei DIR vorbeikommen dürfen.... sogar emotional total zerfetzt... und einfach gehalten werden.... und mich für den Moment auch nicht erklären müssen
  • mit Dir einschlafen, neben Dir aufwachen - immer wieder... warm, geborgen, zweisam.... jedes Mal so wunderbar
  • ungarischen Gurkensalat machen, lange ziehen lassen - und die ganze Küche riecht nach Sommergefühl :-)
  • negative Energie kanalisieren können und umwandeln in Positive
  • der neue Job, die neuen Aufgaben, das neue Team
  • Familienostern
  • eine Idee von "Liebe" haben dürfen
An alle (stillen) Mitleser hier: frühlingshafte Grüße.... lasst es Euch gut gehen!

Dienstag, 12. März 2013

Expedition ins ewige Eis

Ich habe mich von einer weisen Frau beraten lassen, weil mich Andreas' Tod doch sehr durcheinander würfelt(e). Sie zeichnete mit mir folgendes Bild in Gedanken:

"Stellen Sie sich vor, Sie haben vor, zu einer Expedition ins ewige Eis aufzubrechen - am besten als einer der ersten Menschen, die das gewagt haben, wie etwa Roald Amundsen. Das bedarf einer langen Planung. Viele Dinge wollen bedacht werden, Ausrüstungsgegenstände, die Reise an sich, Zelte die vorher "abgebrochen" werden müssen. Denn so eine Expedition ins ewige Eis ist keine All-Inclusive-Urlaubsreise.
Irgendwann steht dieser Entschluss, diese Expedition zu machen. Alle Gedanken werden darauf ausgerichtet. Es ist ein Prozess; das passiert nicht "von heute auf morgen". Und manchmal ist es sogar hilfreich, wenn im Umfeld auch noch passende Dinge passieren.... z.B. dass die Wohnung gekündigt wird, die man sonst kündigen würde. Dass der Partner sich trennt. Den man sonst zurücklassen müsste. Man bricht schließlich zu einer langen Expedition ins Ungewisse auf.
Der Fokus liegt nur noch auf dem Ziel... am Pol, im ewigen Eis anzukommen. Die Gedanken daran machen schon auf eine gewisse Weise zufrieden, das letztendliche Ankommen dort macht erst recht glücklich."

Wenn ich seine Entscheidung so betrachte, so fällt mir das um einiges leichter. Das Akzeptieren. Die vielen kleinen Schritte davor, die passiert sind. Schon während der Partnerschaft. Es war sein Planungsprozess. Und dieser überlagerte sich mit meinem Anschiednehmen - von der Partnerschaft. Auch ein Prozess. Das muss wunderbar für ihn gepasst haben.

Ich darf lernen zu akzeptieren, dass ich beteiligt war, aber nicht schuldig.
Ich darf lernen, wieder bei mir zu sein.
Ich darf Andreas einen Platz in meinem Erinnerungsraum geben; der Platz für ihn in meinem Beziehungsraum ist längst Vergangenheit.
Ich darf lernen, dass das nicht Vergessen heisst, sondern ein Andenken zu bewahren. Ein passendes, ehrendes und respektvolles Andenken.

Es heisst Respekt vor der gemeinsamen, vergangenen Zeit.
Respekt vor seiner Entscheidung für immer von dieser Welt zu gehen.
Respekt vor meiner Entscheidung, aus der Partnerschaft zu gehen.
Respekt vor meinem Leben.

Es heisst auch, dass ich damit wieder ein Stück mehr bei mir angekommen bin. Arbeit an mir steht nun bevor.
Es bleibt spannend - und ich möchte das Leben mit all seinen Facetten annehmen.... bunt und lebendig.... leben mit jedem Atemzug.

Freitag, 1. März 2013

Lebenswert #5

Wo Chaos ist, da ist auch Leben... in diesem Sinne ein paar spontane Wochenimpressionen vor dem zu Bett gehen...
  • frische Tulpen für mich (endlich kann ich das einfach so)
  • im türkischen Supermarkt bummeln
  • einen "ganz normalen Abend" haben.... mit der Aussicht auf gemeinsam Einschlafen
  • lecker Tortilla aus dem Ofen - ganz spontan
  • einen wunderbaren gemeinsamen Morgen erleben... trotz Terminen und "Alltag"
  • ein Hundespaziergang
  • gute Gespräche bei Tee
  • das Leben teilen dürfen
  • Physik (zumindest ansatzweise) verstehen... wer hätte das gedacht :)

Donnerstag, 28. Februar 2013

Trauerchaos

Es ist mal wieder Zeit für Trauerarbeit - heute mal nicht in Briefform. Wohl eher als ungeordnete Gedanken, denn es fühlt sich gerade als Trauerchaos an. Manchmal zumindest. Das mag auch daran liegen, dass ich üblicherweise ein sehr geradliniger, manchmal sogar perfektionistischer Mensch bin.

Ich weiss eigentlich, dass Trauern nicht in ein paar Monaten getan ist. Schon gar nicht nach einem unerwarteten Tod wie einem Suizid. Und doch denke ich oft, "das Ganze ist doch jetzt fast vier Monate her... langsam wird es Zeit, dass es besser wird!". Ich möchte einfach, dass es besser wird.
Und wenn ich das ganz dann so objektiv wie möglich versuche anzusehen, dann ist es auch schon ein gutes Stück besser geworden:
  • ich kann über Andreas sprechen, ohne gleich sofort und immer losweinen zu müssen
  • ich kann die gemeinsame Zeit wertschätzen, ohne mich nach ihr zurück zu sehnen
  • ich sehe auch die schweren Dinge, die Dinge, die nicht so optimal liefen.... kurzum ich "vergöttere" ihn nicht, auch nicht im Nachhinein
  • ich versuche ihn einfach, als Mensch mit allen Facetten in Erinnerung zu behalten.... ihm einen neuen Platz zu geben in meinem Leben, das weitergeht und weitergehen darf (die neue, wunderbare Liebe, der neue Job, meine wenigen aber wertvollen Freunde - all das gibt mir Kraft weiterzugehen)


Doch dann sind da noch folgende Facetten des Chaos', dass Du hinterlassen hast, lieber Andreas:
  • die (irrationale) Angst um die wenigen Menschen, die mir wirklich, wirklich wichtig sind... das auch ihnen etwas passieren könnte
  • dieser Schleier, der mich manchmal nach dem Training überfällt, weil ich mich so unkommunikativ fühle, weil mich seltsamerweise dann soviel an DICH erinnert.... ich hab keine Ahnung wieso
  • die Angst, jetzt irgendetwas falsch zu machen, bei den wunderbaren Themen, die neu am Entstehen sind in meinem Leben
  • mein ganz persönlicher "Spezial-Echolot", der auch seit Volker und Du gestorben seid immer wieder anschlägt, obwohl ich mir so sehr vornahm, nur noch alle anderen Strategien zu nutzen, die ich in den letzten 16 Jahren lernen durfte..... jaaaaaa, ich weiss, das ist "normal", das gehört dazu, ich soll froh sein, dass ich ES habe, ES überstanden habe, ES hat mich (auch) zu dem gemacht, wer und was ich heute bin.... aber ich bin doch so schrecklich ungeduldig.... manchmal
  • dieses mich-immer-wieder-fragen-ob-ich-alles-richtig-gemacht-habe-auch-wenn-ichs-eh-nicht-mehr-ändern-kann-und-ich-Deinen-Entschluss-und-Deinen-Weg-doch-respektieren-und-akzeptieren möchte
  • dieses mich-schlecht-fühlen, wenn ich darüber nachdenke, von Deinem Tod anderen Menschen erzählen zu "müssen".... und es auf der anderen Seite einfach manchmal am liebsten laut rausschreien zu wollen.... wie ein Befreiungsschlag
  • ich hadere mit mir, weil ich mit der Selbsthilfegruppengründung nicht weiterkomme, weil ich die andere Betroffene nicht kontaktiere, weil ich Deinen Freunden und Deinem Onkel mindestens genauso unregelmäßig antworte wie sie mir, weil ich mich da gedanklich verliere statt bei mir zu bleiben und darauf zu vertrauen, dass es für alles und jedes den richtigen Zeitpunkt gibt.... dieses Vertrauen fällt so schwer


Ja, ich weiss ja, ich sollte geduldiger mit mir sein. Deinen Tod zu verarbeiten braucht Zeit. Jetzt bin ich wieder fast beim Brief. Was hast Du Dir gedacht, als Du vor vier Monaten den Grill angezündet hat, das Bad abdichtetest und Dich hingelegt hast? WAS ZUR HÖLLE HAST DU DIR DABEI GEDACHT??? Ja, vermutlich war es ruhig und richtig für Dich. Der einzige Ausweg. Und kein Platz noch darüber nachzudenken, was es mit uns allen macht. Das sagt wieder mein Kopf. Und mein Herz hofft, dass Du wenigstens einen Moment an uns alle dachtest. An die guten Zeiten zusammen. An das, was wir uns geben konnten. Und dass Dich diese Gedanken "hinüber" begleitet haben mögen.

In Deine ganz eigene Form der Ruhe und Geborgenheit.

Ich kann es noch immer nicht verstehen, Andreas. Doch ich werde versuchen, Deinen Entschluss zu akzeptieren. Und ich möchte mehr Geduld mit mir haben. Liebevoller zu mir sein. Und mich weiterhin in Vertrauen üben. Eine echte LEBENSaufgabe. Ich will doch weiterleben. Es wartet noch soviel auf mich. Ich möchte noch sovieles erLEBEN. Ich bin noch nicht fertig!

C.


Ich höre "Dein" hallelujah.... ich denke daran, wie Volker und Du "da oben sitzt und Äppelwoi trinkt.... ich weine endlich wieder ein paar Tränen, es ist wie Schleusen öffnen... ich wünsche Dir Glück

Sonntag, 24. Februar 2013

Lebenswert #4

Diesmal eine kleine Lebenswert-Liste des vergangenen Wochenendes....
  • mit Sport ins Wochenende starten
  • in den Arm genommen werden und gehalten werden - wenn ich es gerade ganz dringend brauchte
  • Mohnkuchen und Grießnockerl zaubern
  • tiefgehende Gespräche führen können und mich einfach so angenommen fühlen dürfen, wie ich bin
  • weitere wunderbare Riedrunden
  • am Leben eines anderen Menschen teilnehmen dürfen
  • ...

Montag, 18. Februar 2013

Der erste neue Platz

Lieber Andreas,

seit dem Wochenende hast Du nun den ersten neuen Platz bekommen. Ich sage bewusst "seit dem Wochenende", denn ich habe Samstags die Schaf-Tasse vom kleinen Tischle nun in den Geschirrschrank gestellt. Gestern habe ich dann das kleine Tischle vom "Ort, wo ich (abends) trauern kann" zu einem "Ort der schönen Erinnerungen" umgestaltet. Trauern geht sowieso mehr oder weniger überall und zu jeder Zeit. Und vor allem ist das Trauern nicht berechenbar... es "geht" nicht.... es "passiert" einfach. Ich bin mir sicher, dass ich es auch ohne diesen "Ort der gezielten Trauer" nicht verdrängen werde, sondern mir alles ansehe, was da so kommen mag.

Am "Ort der schönen Erinnerungen" steht nun Deine Rassel, das wunderbare FuckIt!-Buch und Volkers Engel. Dazu fröhliche Kerzen und Frühlingsblumen. Ich habe auch DEN Brief dazugestellt, denn der Brief und alles rund um den Brief sind ebenfalls schöne Erinnerungen. Ganz frische Erinnerungen, ganz neue Erinnerungen. Erinnerungen danach, seit Du Dich am 26.10.2012 entschieden hast, freiwillig und selbstbestimmt Dein Leben hier, so wie wir es kennen, zu Ende zu führen. Ich bin mir sicher, Du bist einverstanden damit - das spüre ich.
Heute morgen habe ich die Schaftasse sogar für meinen Morgenkaffee verwendet.... und ich habe an Dich denken müssen, aber es war gerade keine Trauer, keine Wehmut mehr. Es war Dankbarkeit, dass Du da warst, dass wir uns kennen lernen durften. Das wir die Zeit hatten, die für uns bestimmt war. Und auch Dankbarkeit, dass ich nun lernen darf, dass mein Leben weitergeht. Und dass es bunt und wunderbar sein darf.

Danke für alles, was ich von Dir lernen durfte!

C.

Samstag, 16. Februar 2013

Lebenswert #3

  • das "ui"-Gefühl
  • Riedspaziergänge
  • einen sehr berührenden handgeschriebenen Brief zu bekommen
  • eine neue Liebe spüren dürfen... voller Wärme und Zuversicht, voller inniger Verbundenheit

Freitag, 8. Februar 2013

Dir einen neuen Platz zuweisen...

Lieber Andreas,

ich habe gestern mit einer wunderbaren Frau gesprochen, die sich mit Trauerbegleitung auskennt. Ich sagte ihr, dass ich gelesen habe, dass ich Dir einen neuen Platz in meinem Leben zuweisen muss. Das habe ich gelesen. Nur die Umsetzung ist noch nicht so leicht.... ich weiss nicht recht, WIE.

Sie sagte mir, ich solle mir das wie ein Haus vorstellen. Ein Haus mit verschiedenen Zimmern. Anfangs bist Du immer da, wo das pralle Leben abläuft: im Wohnzimmer, in der Küche zum Beispiel. Immer und überall. Allgegenwärtig. Mit bei Tisch, mit beim Kochen, beim Essen... überall. Irgendwann sitzt Du vielleicht gemütlich im Wohnzimmer auf der Couch, auf der Heizung, auf der Fensterbank. Schaust zu. Nimmst vielleicht nur ab und an "an meinem Leben teil".
Noch ein wenig später bekommst Du vielleicht einen neuen Platz in meinem imaginären Haus (...wer hat schon ein Haus mit so vielen Zimmern zur Hand...). Eine schöne Dachstube zum Beispiel. Doch die Türe steht immer offen. Du kannst jederzeit im Haus Dich frei bewegen.... dabei sein an jedem Ort.
Und noch später, schließe ich vielleicht die Türe, weil ich weiss, Du bist dort gut aufgehoben. Und ich komme zu Dir... um Dich zu besuchen. Und Zeit mit Dir zu verbringen. Natürlich bist Du dennoch in vielfältiger Form bei mir, begleitest und beschützt mich. Aber die Trauer ist nicht mehr so allumfassend und mächtig wie zu Anfang.

Ja, so ungefähr beschrieb sie es mir. Andreas, momentan bist Du noch überall.... im Wohnzimmer, in der Küche, auch in meinem Herzen. Es wandelt sich langsam. Und das ist auch gut so. Vielleicht können wir bald einen Umzug in ein eigenes imaginäres Zimmer in Angriff nehmen. Du und ich. Veränderungen stehen an und ich glaube, ich bin bereit dazu.

Doch zuvor gehe ich Dir morgen erstmal besuchen. Auf dem Trimmpfad im Wald. Das erste Mal ohne Dich.

Danke für die gemeinsame Zeit mit Dir!

C.

Sonntag, 27. Januar 2013

Lebenswert #2

  • mit einem netten Kollegen langlaufen
  • das bombastische Bergpanorama auf der Panoramaloipe
  • die wunderbare Sonne fast den ganzen Langlauftag.... ich bin mir sicher, Volker und Andreas haben "da oben" was gedreht mit dem guten Petrus :o)
  • eine ausgiebige Nach-Langlauf-Entspannungsbadewanne

Samstag, 26. Januar 2013

Lebenswert - Neustart #1

Wenn ich in den letzten drei Monaten eines gelernt habe, dann ist es, dass ein Suizid das Leben der Hinterbliebenen in ein "Davor" und ein "Danach" teilt. Das ist ganz normal und ich bin nicht verrückt, wenn ich so denke. Das erleichtert ungemein!

Und daher gibt es jetzt auch eine Neuauflage von Lebenswert hier... nur mit neuer Nummerierung.... ein Neustart ist notwendig und wichtig. Ich bin mir sicher, Andreas wollte nicht, dass wir alle nur traurig sind und nicht mehr weiter wissen. Er wollte selbst leben - er hatte nur keine Kraft mehr dazu.

Ich muss einfach wieder damit anfangen.... Lebenswert heute:
  • auswärts Frühstücken mit einer lieben Freundin
  • die Wintersonne über dem See bestaunen
  • die Wohnung erfüllt von Hyazinthenduft
  • :o)
  • Langlaufsachen einpacken und mich auf den Langlaufausflug morgen freuen

Mittwoch, 23. Januar 2013

Das gute...

... am Spät-ins-Bettgehen ist für mich gerade, dass ich dann komischerweise durchschlafen kann (und 5 Stunden am Stück ist immer noch besser als 3*2 Stunden :-)). In diesem Sinne: gute Nacht an alle Mitleser!

Freitag, 11. Januar 2013

Alltägliche Wahrnehmungspsychologie oder: "Das wäre ja zu schön"

Da laufe ich am See spazieren, an meinem bevorzugten Platz - ein Strandbad mit wunderschönem Kinderspielplatz (so schön, dass ich dort gerne mal des sommerlichen Nächtens hin würde mit einem lieben Menschen und unseren inneren Kindern ein bisschen Freiheit gönnen würde).
Ich gehe dorthin, weil es einen Steg gibt der weit ins Wasser führt. Ein bisschen wie auf Rügen im vergangenen Sommer. Und seit Volker und Andreas vorgegangen sind, seither ist das einer meiner Plätze, wo ich beide ganz gut spüren kann. Wind, Wasser, Berge.... freie Sicht, Wellenrauschen.... mal sanftes Plätschern von kleinen Wellchen, mal ordentliche Brandung... mal "Ententeich" und fast schon Stille.
Manchmal haste ich da durch, weil ich sportlich-joggend unterwegs bin, manchmal nordicwalke ich genüsslich.... aber immer gibt es einen kurzen oder längeren Stopp am Wasser.

So. Und nun heute. Das Seltsame!

Mir fällt ein Mann auf - frau würde sagen "im besten Alter". Und seine zwei Kinder, ein Junge im Grundschulalter mit einem Roller. Und ein Mädl, das gerade selbst laufen konnte.... schwer zu sagen, ob schon im Kindergartenalter (ich habe ja eigentlich keine Ahnung von Kindern). Ich musste an M. denken mit J. und A. - seine Kinder in passendem Alter. Man muss dazu wissen, M. habe ich bisher nur gelesen und einmal gehört. Es war der (mutige?) Versuch, wieder als Frau in die Welt raus zu gehen. M. und ich hatten uns gut verstanden beim Schreiben, das Sprechen war auch sehr angenehm. Er erschien mir ausgenommen ehrlich, kann sich gut ausdrücken, hat angenehme Ansichten vom Leben (soweit ich das bisher beurteilen konnte). Und auch seine "Pixelchen" die er mir von sich schickte, die gefielen mir sehr gut (das ist nicht essentiell, aber es ist für mich auch wichtig für Sympathie und mehr).
M. und ich hatten vor uns zu treffen - an einem Ort, den ich vom Steg in besagtem Strandbad sehen kann. Ich dachte just an ihn, an seine Familie, an die Häschen und daran, dass er auch gerne einen Hund hätte. Und ich dachte an seine Worte, als er wenige Stunden vor unserem Treffen absagte. Auch äußerst menschlich und offen. Aber er sagte eben ab. Es gab keine Chance sich kennen zu lernen. Ich kenne nicht die ganz tiefen Gründe. Ich kenne ihn doch nicht! Aber ich hatte ein seltsam gutes Gefühl. Sehr seltsam.
Und dann verliess ich den Steg und damit meine Gedanken an das, was nicht gewesen ist und wohl nicht sein wird. Und dann lief mir dieser Kerl mit seinen Kindern über den Weg. Er, der mir sonst nie aufgefallen wäre. Welch' Wahrnehmungsverengung. :-)

Ich schmunzelte über mich selbst. Und ich schmunzelte über meinen kurzen Anflug von Wahn, dass "er" es ja sein könnte... Quatsch! "Er" und die beiden Kurzen wohnen gute 15km weit weg... dort gibt es bestimmt auch schöne Spielplätze. Warum genau sollten "sie" es sein...